Siegerring 2025 - Stellerkröpfer
BDRG-Siegerring auf Stellerkröpfer 2025 in Leipzig
Anlässlich des 65 -jährigen SV-Bestehens war der Siegerring auf Stellerkröpfer durch den BDRG eigentlich auf 2024 anberaumt. Durch coronabedingten Aufschub kommt es nun im Rahmen der 129. Lipsia-Schau in Leipzig zu diesem einmaligen SV-Event. Die Vorfreuden auf den SV-Höhepunkt sind innerhalb des Sondervereins sowie in der gesamten Züchterschaft der Stellerkröpfer riesengroß.
SV-Jubiläum 65. Jahre +1
Am 05. April 1959 wurde in Ferndorf, Landkreis Regen-Viechtach, von 15 Züchtern der Sonderverein der Stellerkröpfer ins Leben gerufen. Wenige Jahre später wurde es ab 1967 sehr ruhig um jenen SV, so dass es 21.03.1971 in Prackenbach zur Wiederbelebung des SV kam. Eine neue Vorstandschaft unter Führung von Josef Vogl und Wolfgang Mulzer leistete hier viele Jahre hervorragende Pionierarbeit. Wachsende SV- Mitgliederzahlen sowie jährliche Frühjahrs- und Herbstversammlungen, jährliche HSS und SS auch auf großen Bundesschauen trugen hier wesentlich zum Erfolg bei. Für ihre 17-jährige verdienstvolle SV- Arbeit wurden beide Zuchtfreunde 1988 zu Recht zum Ehrenvorsitz des SV ernannt.
In der ehemaligen DDR waren die Stellerkröpferzüchter ab 1963 der SZG der Starwitzer- Flügelsteller angeschlossen. Unter Leitung von Matthias Beutel und Werner Kossira, später auch von Harald Brantin, wurden hier spezielle Zuchtprogramme erarbeitet und umgesetzt. Farbenschlagbezogene Zuchtschwerpunkte dienten der Züchterschaft, aber auch der Preis- richterschaft als Hilfsmittel bei der Bewertung unserer doch vielfach nicht einfachen Rasse.
In den 80-ziger Jahren gab es eine intensive Zusammenarbeit mit dem Cesky-Stavak-Club in Prag. Der gemeinsame Erfahrungsaustausch und der Besuch von Ausstellungen im Heimatland des Stellers wirkt bis heute als unschätzbarer Fundus für unsere Züchterschaft.
Im Juni 1991 fand bei Ernst Mensinger im Freizeitland Geiselwind eine zweitägige Arbeitstagung zum Zusammenschluss von SV und SZG statt. Neben einer Zusammenschlusserklärung und einer neuen Vereinssatzung wurde auch ein neuer Rassestandard für unseren Stellerkröpfer verabschiedet, der bis zum heutigen Tage ohne grundlegende Änderungen immer noch Bestand hat. Die SV-Vorstandsarbeit lag zu jener Zeit in den Händen von Richard Muhr und Johann Kingl. Beide engagierten sich vollumfänglich für unsere gemeinsame Sache und haben sich im SV der Stellerkröpferzüchter sehr verdient gemacht. Anfang der 2000er Jahre zählte der SV weit über 200 Mitglieder in seinen Reihen. Meldezahlen von 500 bis 600 Stellerkröpfern wurden auf den Hauptsonderschauen fast immer realisiert. Höhepunkt dieser SV-Vorstandarbeit bleibt die HSS anlässlich des 50. SV-Bestehens in Untermaxfeld in der Donaumooshalle 2009 mit 1210 Stellern in 39 Farbenschlägen. Nachdem der bisherige SV- Vorsitzende, Richard Muhr, sich nicht mehr der Wiederwahl 2010 stellte, war mit Josef Geiß ein würdiger Nachfolger für dieses SV-Amt gefunden. Sein 2009 veröffentlichtes Buch „Der Stellerkröpfer -Die 55 Farbenschläge in Bildern“ ist bis heute ein einmaliges Zeitdokument und in der Züchterschaft sehr begehrt. Seit 2016 steht Josef Schien aus Herbertingen als 1. Vorsitzender dem SV der Stellerkröpfer Deutschlands bis zum heutigen Tage vor. Aktuell zählt der Sonderverein 179 Mitglieder, davon 5 Ehrenmitglieder und 4 Jugendzüchter, so dass auch weiterhin für die nächsten Jahren ein aktiver Fortbestand des SV gesichert ist.
SV-Bild von Max Holdenried; seit 2010 im Nürnberger Taubenmuseum
Was begeistert die Züchter an jenen Stellerkröpfern und welche Faszination übt diese bemerkenswerte Rasse auf uns aus?
Sein typischer Flugstil mit Klatschen, Schlagen sowie Stellen der Flügel erfreut jeden Züchter immer wieder. Vitalität, Temperament und eine hohe Zuchtfreudigkeit zeichnen diese Rasse heute immer noch aus. Dazu eine Vielfalt an Farb- und Zeichnungsvarianten mit einzigartigen Lackreichtum, der beiläufig auch zum Beinamen Glanzkröpfer führte und seinesgleichen in der Rassetaubenwelt sucht. Der Stellerkröpfer in seiner Gesamterscheinung ist ein knapp mittelgroßer, langgestreckter, schlanker, aufgerichteter Kröpfer auf mittelhohen Beinen. Im Vergleich zu anderen mittelgroßen Kröpferrassen (Steiger, Starwitzer, Schlesier) wirkt der Stellerkröpfer etwas kleiner, sollte aber auch nicht als Zwergkröpfer (Brünnertyp) daherkommen. Ein leichter Schwung in der Hals-Rücken-Schwanzlinie ist heute beim Stellerkröpfer vorhanden. Die Hinterpartie ist mit 2/5 kürzer als die Vorderpartie mit 3/5. Für eine elegante Figur ist ein langer Hals mit gut ausgeprägtem Birnenblaswerk, welches an der Taille gut absetzt,Standardforderung. Die Größe des Blaswerkes sollte sowohl beim Täuber als auch bei der Täubin immer ein eigenständiges Füttern der Jungtiere ermöglichen, da nur so dem Problem des Kropfdurchhängens gegengesteuert werden kann. Die Benutzung von Ammentauben als Übel der Kropftaubenzucht ist abzulehnen. Kugelblaswerk mit Taillenschnürung, hervortretende Brust und vorgewölbte Schenkel sind beim Steller verpönt und sollten mit entsprechender Benotung durch den Preisrichter bedacht werden. Für einen harmonischen Gesamteindruck müssen die Flügel den Rücken gut abdecken; hierbei sollten die Schwingenspitzen möglichst nicht kreuzen. Ein freier Stand, bei dem die Unterschenkel fließend aus dem Körper treten und gut sichtbar sind, ist ein weiteres Qualitätsmerkmal für einen schönen Steller. Hierbei ist heute auch auf eine ausreichende Innenschenkelbefiederung zu achten. Tiere mit zu hohem bzw. unkorrektem Stand (X-Beinigkeit, durchgedrückte Fersengelenke, einseitiges Käfigwandkrallen) sind zurückzustufen. Die Kopfform ist länglich rund, ohne Plateau, mit einer ansteigenden vollen Stirn, in der sich der nicht zu lange typische Blutschnabel des Stellers harmonisch einfügt. Der Augenrand als weiteres Qualitätsmerkmal für einen hervorragenden Stellerkröpfer wird nicht zu breit, mit intensiver Rotfärbung gewünscht. Weiße sowie weiße mit Schnippe und alle geganselten Farbenschläge werden mit dunklen Augen gezüchtet; alle anderen mit dem typischen Perlauge des Stellers, welches sich durch die leichte rote Äderung vom reinen Steigerauge unterscheidet. Eine gesunde, straffe, gut anliegende, breite und längere Feder hat speziell im Hals- und Blaswerkbereich in letzter Zeit eine weitaus größere Bedeutung für alle Kröpferrassen. Auch die Schwung- und Schwanzfedern werden beim Steller breit gewünscht. Die Schwänze sollten trotz breiter Feder schmal und geschlossen sein. Breite, dachartige oder aufgeblätterte Schwänze sind genauso fehlerhaft wie hängende Ortfedern oder eine Abweichung von der Mindestschwanzfederanzahl. Zerschlissene Handschwingen, hervorgerufen durch das Flügelschlagen und Klatschen, sind nicht zu strafen und stellen ein typisches Stellermerkmal dar.
Muster für perfekten Gesamteindruck
0,1 alt, Stellerkröpfer rot mit weißer Schnippe,
HSS Straßkirchen 4. Bay. Kropftaubenschau 2024, V 97 KHGTe, Johann Kingl, Neuburg
Eine sehr große Faszination des Stellerkröpfers geht von seinen vielfältigen und einzigartigen Zeichnungsvarianten, aber auch von seinen außergewöhnlichen Farb-/Glanzwerten aus. Die im deutschen Rassestandard anerkannten 55 Farbenschläge halten hier für jeden Geschmack etwas bereit. Ob farbig geschnippt bei weiß oder weißschnippig bei farbigen, gespitzt, getigert, gescheckt, weißbindig oder geganselt, so gut wie alles ist in den Hauptfarbenschlägen schwarz, blau, rot, gelb und silber vertreten. Bei den Farb- und Glanzwerten sprechen wir beim Stellerkröpfer von einem metallischen Glanz. Dieser Schein des Glanzes soll intensiv und gleichmäßig auf den ganzen Taubenkörper bis zu den Schwingenspitzen vorhanden sein. Schwarze und auch rote Stellerkröpfer mit perfekter Glanzausprägung erwecken bei der Handmusterung ein Gefühl von öligen Handinnenflächen. Der metallische Glanz ist am Hals- und Kropfgefieder am stärksten ausgeprägt und sollte vorzugsweise bei gutem Sonnenlicht und veränderlichen Lichteinfallwinkeln beurteilt werden. Eine feine, feste sowie dichte Federstruktur ermöglicht hier gleichfalls eine bessere Lichtbrechung und Glanzwiedergabe (Schein).
Bei den weißen Stellern wird ein zarter rosa Farbglanz gewünscht. Die farbigen Schnippen sollen farbintensiv ohne Säumung des Federrandes und einen guten Glanz zeigen. Im schwarzen Farbenschlag ist der metallische Glanz im Hals- und Kropfbereich blaugrün, wobei oftmals ein kleiner Mehranteil grün akzeptiert wird. Vom Schulterbereich über den Rücken bis zum Schwanzende überwiegt dann der blauviolette Anteil, wie auch auf dem Flügel, dem Brustbereich und dem Keilgefieder. Nur violett, rotviolett sowie mattes grün mit rostartigen Bronzestich gelten als Fehler. Die roten Stellerkröpfer sind in der Ausprägung der richtigen Glanzwerte eine züchterische Herausforderung. Gewünscht wird hier ein rotvioletter Glanzton der im Hals- und Kropfgefieder mit einem leichten Grünstich überzogen in ein lilarotes Farbspiel übergeht. Werden diese geforderten Farb- und Glanzwerte an roten
Stellerkröpfern gezeigt, so hat man es mit einem der schönsten Glanzschiller überhaupt zu tun. Rost- und Bronzetöne gelten, genauso wie nur grüner Glanz, als Fehler.
super Farb- u. Glanzschiller
Beim gelben Farbenschlag ist ein gleichmäßiges, sattes aber nicht zu dunkles Gelb (kein Gold), mit leuchtendem gelbrosa Glanz im Hals-Kropfbereich gewünscht. Den farbintensiven Schwanz- und Schwingenfedern ist hier weiterhin ein besonderes Augenmerk zu geben. Hellere Gelbtöne bei einfarbig Gelben neigen oftmals durch ihre weichere Federstruktur zur haarigen Bindenfeder. Diesem Problem muss durch entsprechende Ausgleichspaarung gegengesteuert werden. Der blaue Farbenschlag verlangt ebenfalls einen blaugrünen Glanz im Hals- und Kropfbereich mit einem mittleren nicht zu hellen gleichmäßigen Taubenblau. Der Grünglanz erscheint nur an den Federspitzen im Kropfbereich und zeigt hier einen wunderschönen blaugrünen Glanzeffekt. Rosarötliche Glanztöne sind fehlerhaft und somit nicht erwünscht. Bei den Silbergeganselten sollte sich das Ganselzeichnungsbild schon deutlich sichtbar durch einen kräftigeren, gleichmäßigen Silberfarbton mit silbernem Glanzschiller abzeichnen. Rötlicher Glanz sowie bräunliche Federspitzen im vorderen Kropfbereich gelten als Fehler. All diese Anforderungen zu den einzelnen Farbtönen und den dazugehörigen metallischen Glanzwerten stellen neben den figürlichen Aspekten bei unseren Stellerkröpfern einen hohen Anspruch an unsere Züchterschaft und üben nichtsdestotrotz auch eine gewisse Faszination auf uns Züchter aus.
Durch den bereits verstorbenen und allseits bekannten Zuchtfreund Ernst Mensinger wurden Ende der 1980-ziger und Anfang der 1990-ziger Jahre bei unseren Stellerkröpfern in figürlicher Hinsicht wie auch in den Farb- und Glanzwerten enorme Verbesserungen erzielt. Sein Hauptanliegen war es, die Rasse bzw. Farbenschläge züchterisch zu verbessern. Bei entsprechenden Zuchtfortschritten war er auch immer zur Abgabe von Zuchttieren bereit. Ernst Mensinger war zu jener Zeit Schrittmacher des Zuchtstands und verzeichnete qualitative Quantensprünge beim Stellerkröpfer. Auch durch die toll dekorierten Schauvolieren auf Bundesschauen mit Stellerkröpfern in vielen Farbenschlägen oder durch einzigartige Rasseberichte in Fachzeitschriften war er immer an der Verbreitung der Rasse interessiert. Aus seiner Feder stammt die folgende passende Kernaussage über unseren so geliebten Stellerkröpfer: „ In unserem Standard gibt es keine Kropftaubenrasse, an die summarisch und in Details so hohe Anforderungen gestellt werden wie gerade an den Steller: Er soll eine wohlproportionierte, höchsten Ansprüchen genügende Kropf- und damit Formentaube sein, er ist zweitens eine ausgesprochene Farbentaube mit den höchsten Anforderungen an farbliche Reinheit, Intensität und Glanzreichtum, er ist drittens in seinen typischen rasseeigenen Farbenschlägen, geschnippt und geganselt vor allem, eine Zeichnungsrasse ersten Ranges, und viertens verlangen wir beim Steller einen absolut sauberen, hellen, wachsfarbigen bzw. rosafleischfarbigen Schnabel, dies sowohl beim Ober- als auch Unterschnabel und bei allen Farbenschlägen. …- Nimmt man dazu noch die typischen Stellermerkmale des feurigen Augenrands und seiner Flugeigenschaften einschließlich des rassetypischen Klatschens und Flügelstellens, so ist der züchterische Kelch randvoll gefüllt.“ (DKZ 24/1999 Stellerkröpfer in
dieser profanen Zeit, Teil2).
M.Bielawny
Stellerkröpfer blaugeganselt



