Bericht zur Mitgliederversammlung vom 05.04.2022
Am 05.04.2022 konnte endlich wieder die erste Mitgliederversammlung des Vereins stattfinden. Pünktlich um 19.00 Uhr eröffnete Dr. Lothar Heinrich vertretungsweise für den 1. Vorsitzenden Dirk Neumann die Versammlung. Vor leider nur ca. 80 Vereinsmitgliedern wurden zuerst die anwesenden Ehrenmitglieder des Vereines recht herzlich begrüßt. Aufnahmeanträge lagen nicht vor. Nach der Verlesung des Protokolls der letzten durchgeführten Vereinsversammlung vom November 2021 wurde durch Ruben Schreiter der Referent des Abend, Günter Droste vorgestellt.
Günter Droste sprach in einem sehr ausführlichen und interessanten Referat über die Seidenhühner, Zwergseidenhühner sowie die Haubenhühner. Dafür nahm er eine Wegstrecke von 330 km von Porta-Westfalica auf sich. Günter Droste ging zuerst auf die Geschichte der Seidenhühner ein. Schon vor über 8500 Jahren gab es die ersten Hinweise durch gefundene Skelettreste in China. Vor 4000 Jahren konnte in Indien und vor 2000 Jahren in Mesopotamien deren Herkunft nachgewiesen werden. In der Zeit des römischen Reiches jedoch sind diese wieder verschwunden. Erstmalig Erwähnung fanden die Seidenhühner dann 1793 in Holland.
Zur 18. Zwerghuhnschau 1939 wurden die Seidenhühner erstmalig ausgestellt.
Danach wurden durch den Zuchtfreund Droste die einzelnen Farbenschläge der Seidenhühner und deren Zwerge sowie deren Rassemerkmale bildlich gut wiedergegeben.
Er sprach über ein Forschungsprojekt des Wissenschaftlichen Geflügelhofes.
Zwerg-Paduaner gehören zur Rassegruppe der Zwerg-Haubenhühner. Ein Rassemerkmal dieser Gruppe ist die Protuberanz. Protuberanz heißt frei übersetzt ausdehnen und beschreibt bei unseren Haubenhühnern die halbkugelförmige Schädelerhöhung, welche als Sitz der runden und festen Haube dienen soll. Sie soll so hoch sitzen, dass noch eine Reihe mit Federn zu sehen ist. So sitzt die Haube hoch genug für die notwendige Sichtfreiheit. Auf dem nachfolgenden Bild ist links eine etwas zu schwach ausgebildete, in der Mitte eine normal ausgebildete und rechts eine zu große Protuberanz dargestellt. Bei der zu großen Protuberanz gibt es dann auch Schwierigkeiten mit der Sichtfreiheit.
In den letzten Jahren ist in Züchterkreisen vermehrt festgestellt worden, dass die Küken mit einer typischen Protuberanz schlüpfen, dieses Merkmal aber dann innerhalb der ersten ca. 10 Lebenswochen verloren geht bzw. sich zurückbildet. Damit einhergehend ist anschließend eine mangelhafte bis vollständig fehlende Sichtfreiheit der Tiere festzustellen. Worin liegt die Ursache für diese Rückbildung? Ist diese Erscheinung gegebenenfalls auf die Aufzucht der Tiere (zu viel Wärme, Art der Wärmequelle, Fütterung pp.) zurückzuführen oder handelt es sich um einen genetisch bedingten Vorgang, vergleichbar mit dem Fontanellenschluss bei einem Säugling, und somit lediglich durch konsequente Selektion steuerbar?
Schneiden, waschen, föhnen - einige Tipps zur Schauvorbereitung.
Schneiden: Zur Grundausstattung gehören eine Schere, ein Nagelknipser und eine Nagelfeile. Da ein kurzer und kompakter Schnabel im Gegensatz zum langen und spitzen dem Kopf eine markankte Ausstrahlung verleiht gehört die Schnabelpflege zum Grundprogramm. Überlanges Horn wird mit dem Nagelknipser entfernt. Die Nagelfeile gibt den Rundschliff. Einzelne überlange Federn im Schopf? Der Griff zur Schere und Entfernung der Feder durch abschneiden am Grund.
Waschen: Dieser Teil erfolgt im wahrsten Sinne des Wortes in zwei Waschgängen.
Teil 1: Man nehme handwarmes Wasser und ein passendes Medium für die Wäsche. In den letzten Jahren wurde dafür immer eine handelsübliche Neutralseife verwendet. Weiterer Teil der Empfehlung: Shampoo für weiße Hunde. Die Tiere werden komplett gebadet (Kopf schaut selbstverständlich raus, Hühner haben keine Kiemen) bis auch das Untergefieder durchweicht ist.
Teil 2: Eine weitere Wanne mit handwarmen Wasser. Hier wird Essig in das Wasser zugegeben. Bei einem Wanneninhalt von ca. 20 Liter Wasser kommt ca. ¼ Flasche Essig hinein. Essig hat die Eigenschaft das letzte in der Feder noch enthaltene Fett als auch die Seife oder das Shampoo bestens auszuspülen.
Teil 3 … in Vorbereitung auf die Trocknung werden die Tiere in ein Handtuch gewickelt. Der größte Teil des in der Feder enthaltene Wasser wird absorbiert.
Föhnen: Ein Handgerät wird in der Regel zu heiß und der vollständige Trocknungsvorgang dauert damit ca. 45 Minuten pro Tier. Das ist also für das Tier nicht gut und dauert bei mehreren Tieren deutlich zu lange. Alternativ dazu kann man die Tiere in einen geheizten Raum zum Trocknen geben, oder eine andere Variante des Föhnens wählen. Hier kommen auch diverse alte Trockenhauben zum Einsatz.
Danach gab es noch einige Gedanken zur Bewertung der Seidenhühner – „Der Ami kommt“
Der amerikanische Typ hat Europa erreicht! Das Internet, insbesondere Facebook, ist voll von begeisterten Haltern quer durch alle Staaten des alten Kontinents. Aber können wir diese Begeisterung teilen? Ich für meinen Teil jedenfalls nicht. Typisch für diese Variante sind: Überhängende Hauben – ohne Sichtfreiheit, knappe Befiederung von Lauf und Außenzehe? Mit Nichten. Stattdessen volle Befiederung der Mittelzehe, auch bis auf die Innenzehen reichend. Vermischung beider Typen ist zu befürchten. Die Mischformen haben wir zur EE-Schau in Dänemark bereits gesehen. Toleranz führt unweigerlich wieder zur Qualzuchtdebatte. Wehret daher den Anfängen mit konsequenter Bewertung !! So nicht …..
… und auch so nicht.
Fehlende Sichtfreiheit führt unweigerlich zu „ohne Bewertung – 0 Punkte“. Untypische Fuß- und Zehenbefiederung ist bei den groben Fehlern nicht genannt. Sofern diese – und davon ist auszugehen – mit starker Stulpen- oder Latschenbildung einhergeht ist die Bewertung „b 90“. Sofern dieses wider Erwarten nicht der Fall sein sollte, dann kann vorstehendes Tier meines Erachtens nur 91 Punkte erhalten.
Nach einigen Nachfragen zu seinem Referat wurde Zuchtfreund Günter Droste nach 90 Minuten Redezeit recht herzlich gedankt.
Im Anschluss gab es noch einige Vereinsinformationen.
So wurde unter anderen darauf hingewiesen, dass die diesjährige Jahreshauptversammlung am 24.04.2022 im Kulturhaus „Sonne“ in Schkeuditz von 10.00 – 14.00 Uhr stattfindet.
Unser Verein wird sich in dieser Zeit ebenfalls an der „agra2022“ mit einigen Volieren präsentieren. Um 21.30 Uhr wurde die Versammlung beendet.
Comments